Wiking, Rapid, Matador

1955

Im September 1955 präsentierte Tempo die überarbeiteten Baureihen Wiking  I und Matador I, die nun über einheitlich gestaltete Fahrerhäuser verfügten. Aufgrund des größeren Motors waren die Kabinen der Matador-Modelle gegenüber dem Wiking aber im rückwärtigen Bereich verlängert.

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Die Motoren


1957

Nachdem der Matador 1,3 to einen 48-PS-Austin-Motor spendiert bekam (vorher 34-PS-Heinkel-Motor), bot man ihn nun auch mit leicht erhöhter Nutzlast wahlweise als 1,5 Tonner an.

Der 452 ccm-Zweitakt-Motor des Wiking wurde überarbeitet und leistete nun 3 PS mehr. (Auch wenn im LKW / Lieferwagen-Buch von Werner Oswald die Leistungssteigerung auf das Jahr 1959 datiert ist : mein Wiking von 1957 hat im originalen Kraftfahrzeugbrief bereits diese Leistungsangabe – siehe Scan ! Beachtenswert im Brief ist der fiskalisch relevante Hubraum von 448 ccm sowie die erlaubte Anhängelast von 250 kg gebremst – was für eine Art von Anhänger soll das sein ?!)

img208  Kfz-Brief Wiking I Kombi (Erstzulassung am 12. Juli 1957 in Uslar)

Neu im Programm : der Wiking-Rapid (später nur noch Rapid genannt) mit 32-PS-Austin-Motor und einer Nutzlast bis zu 985 kg. Unterscheidungsmerkmal : Der Rapid verfügt über dasselbe Fahrerhaus wie der Matador I, aber nur über die kleineren Räder des Wiking !


1958

Tempo-Werbung-Nov1958  Anzeige aus „Mitteilungen für das Hamburger Handwerk“ Nr.11/1958


1959

Schritt für Schritt werden Änderungen vorgenommen : die vorderen Dreiecksfenster in den Türen werden von Klapp- zu Drehfenstern, das Kombiinstrument wird überarbeitet, der Wiking rollt nun auf 13-Zoll-Bereifung (vorher 15 Zoll).

 Tempo Matador mit Hinterrädern 7.50-16


1963

Am 14. August 1963 wird der neue Tempo Matador auf einer Pressekonferenz in Hamburg-Harburg offiziell vorgestellt (Quelle: „Autowelt“ vom 17.08.1963).

 Tempo-Chef Oscar Vidal am 14.8.1963 vor rund hundert Journalisten

Am 16. August 1963 wird den Tempo-Händlern  die neue Einheits-Baureihe präsentiert : der Matador E (mit 1,0 , 1,3 und 1,6 to Nutzlast) ! Die vorherigen Typenbezeichnungen Wiking und Rapid entfallen fortan. Im Prinzip ist der Matador E 1-Tonner der Nachfolger des Typs „Wiking“, der Matador E 1,3-Tonner der Nachfolger des „Rapid“ und nur der 1,6-Tonner ein direkter Nachfolger des vorherigen  Typs „Matador“ !

Hier die Wiking-Ahnenreihe :

 Wiking von 1953, Wiking I von 1959 und Matador E 1,0 t von 1963

 16. August 1963 : „Tempo-Tag“ – die Einladung an die Händler

 Die Händler konnten sofort Vorführwagen im Werk mitnehmen !

 September 1963 : Offizielles Debüt auf der IAA in Frankfurt/M.

Der Matador E ist zunächst nur mit dem Austin-A60-Motor lieferbar; dieser Benziner mit 1,6 Litern Hubraum leistet 54 PS.

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Im Gegensatz zu seinen Vorgängern verfügt der Matador E über einen Rahmen mit parallel angeordneten Rohren sowie einem Tank über der Hinterachse (vorher in der Fahrerkabine !) :

Außerdem kamen beim Matador E nun längs angeordnete Stabbündel-Torsionsfedern an der Vorderachse zum Einsatz (vorher Querblattfedern) und die Motor-Getriebe-Einheit wurde um 180° gedreht !

 Anzeige aus „Das Nutzfahrzeug“ Heft 9 (September 1963)

Die Tempo-Verkäufer wurden mit einer 17cm-Schallplatte auf das neue Modell vorbereitet :

img181 >Hier die beiden Seiten der Schallplatte anhören !<


1964

Juni : Tempo bietet beim Matador E als erster deutscher Hersteller einen Dieselmotor in der 1-t Nutzlastklasse an ! Dieser Motor (D 301 E 2) hat einen Hubraum von 1,8 Litern und leistet 50 PS.

 Anzeige aus „Das Autohaus“ Heft 19 (September 1964)


1965

Im Frühjahr 1965 übernimmt Rheinstahl Hanomag die restlichen Anteile am Tempo-Werk. Die Fahrzeuge werden zwar unverändert weitergebaut, aber statt des Tempo-Emblems schmückt ab 1966 das Hanomag-Emblem mit dem Rheinstahl-Bogen die Kühlerklappen der Matador E – Transporter. Stand bisher auf dem Typenschild der Fahrzeuge als Hersteller „Vidal & Sohn Tempo-Werk, Hamburg-Harburg“, ist fortan zu lesen : „Rheinstahl HANOMAG, Werk Hamburg“, obwohl natürlich dieselben Mitarbeiter dieselben Fahrzeuge am selben Standort produzierten !

Im März 1965 erfolgte in einer Feierstunde die Übergabe des „Goldenen Schlüssels“ von Oscar Vidal (rechts im Bild) an Lothar Hennies, Vorstandsvorsitzender der HANOMAG.

 aus „Hanomag-Tempo-Magazin“ vom April 1965

Und so brachte HANOMAG die komplette Übernahme des Tempo-Werks (Vidal & Sohn) den Kunden nahe :

 Kundeninformation 1965

Es dauerte natürlich noch ein Weilchen, bis sämtliche interne Dokumente auf den neuen Hausherrn ausgerichtet wurden. Zum Teil wurden Lagerbestände aufgebraucht und zum anderen wurden offenbar bestehende Aufträge bei Druckereien nicht storniert. Erst im August 1965 war Tempo endgültig HANOMAG !

 Matador E – Preislisten 1965 und 1966

 Anzeige aus „Krafthand“ Heft 17 (August 1965)

 IAA-Stand in Frankfurt am Main (September 1965)


1966

Der Matador E ist nun ab Juni auch mit einer Nutzlast von 1,75 t lieferbar, zunächst nur als Kastenwagen oder Doppelkabine.

 Matador E Kastenwagen 1,75 t (Anzeige aus „Das Autohaus“ Heft 19/1966)


1967

Die „kleine F-Baureihe“ (Hanomag F20, F25, F30, F35 und F36) tritt im Mai 1967 das Erbe der Tempo-Transporter an und wird  modifiziert noch bis Ende der 1970er Jahre als Mercedes-Benz in Hamburg-Harburg und zuletzt in Bremen vom Band laufen ! Das Design ist der „großen F-Baureihe“ (= Nachfolger von Kurier/Garant/Markant) angenähert worden :

 HANOMAG-Werbepostkarte von 1968

Ab 1968 begann eine Kooperation mit Daimler-Benz. Im Laufe der Jahre hat der Wagen immer weniger mit der Tempo-Konstruktion zu tun : die Hinterachse verfügte z.B. ab 1973 über Blattfedern !

 Hanomag-Henschel-Fahrgestell von 1973